Die Commende Waldbreitbach blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die im frühen 13. Jahrhundert ihren Anfang nimmt. Mit Unterstützung besonders der Gräfin Mechthildis von Sayn wurde die Grundlage geschaffen. So werden im Jahr 1239, die Deutschherren – also Mitglieder des Deutschen Ordens – und 1271 das „Commendenhaus“ in Waldbreitbach, damals Breitbach / Brettpach genannt, erstmals urkundlich erwähnt. Es handelte sich zunächst um eine sogenannte Kammerkommende, das heisst, direkt dem Deutschmeister (bis 1529 Oberster Meister im heiligen röm. Reich) und danach dem Hochmeister des Deutschen Ordens unterstellt (wie auch die Ballei Koblenz eine Kammerballei war). Der Hochmeister hatte den Stand eines Reichfürsten, daher wird oft die Commende Waldbreitbach als „reichsunmittelbar“ bezeichnet.
Das Wirken der Deutschherren in Waldbreitbach bis ca. 1700
Die Deutschherren fanden in Waldbreitbach eine kleine Kirche vor, wohl in einem schlichten romanischen Stil. Der Kirchturm, damals wohl nur halb so hoch wie heute, zeugt mit einigen Stilmerkmalen davon. Mit der Übernahme des Pfarrdienstes durch die Deutschherren folgt zu einem unbestimmten Zeitpunkt, möglicherweise schon im 13. Jahrhundert durch die Deutschherren unter Belassung des alten Turms ein Neubau der Kirche im gotischen Stil.
1313 untersteht die Waldbreitbacher Commende dem Deutschmeister zu Mergentheim. Neben der Seelsorgetätigkeit übernehmen die Deutschherren im Lauf der Zeit vielfältige Verwaltungsaufgaben. So wird auch Recht gesprochen für ein Gebiet, das auch Bad Hönningen und Linz umfasste. So wird erwähnt, dass der Komtur (Vorsteher der Commende) Gerhard von Sinzig im Jahr 1345 zum Langscheider Hof (heute Gemeinde Hausen) gerufen wird, um dort als Gerichtsherr tätig zu werden. Wie überliefert ist, befand sich die Richtstätte nahe dem waldbreitbacher Ortsteil Wüscheid auf einer Anhöhe beim heutigen „Schäfers Kreuz“. Auch das Berggericht (im Bereich des Wiedtals wird seit alter Zeit nach Erzen, Ton, Quarz und Basalt gegraben) befindet sich in Waldbreitbach in der Zuständigkeit der Deutschherren.
Ein Prozess über die Nutzung von Weingärten und weiteren Gütern in Waldbreitbach, Niederbreitbach und Umgebung als Erbanspruch des Hauses Lahnstein nimmt seinen Ausgang etwa 1540 vor dem Gericht in Waldbreitbach, wird dann über Berufungsgerichte in Altenwied und Bonn bis zum Reichkammergericht getragen und dort 1579 entschieden.
Auch diese Meldung wirft ein Licht auf das Wirken des Ordens: am 10. April 1558 wird der Komtur Heinrich zu Eltz bei der Verfolgung einer Räuberbande getötet.
Im 16. Jahrhundert ist die Stelle des Komthurs über viele Jahre verwaist.
Es wird berichtet, dass, soweit Komturen in Waldbreitbach eingesetzt sind, diese über viele Jahre als Hauptaufenthaltsort Linz am Rhein bevorzugen. Entsprechend leidet oftmals das Augenmerk auf die Bewirtschaftung der Ländereien, verbunden mit einem Niedergang der Höfe und auch der Commende selbst.
Ab 1602 untersteht die Commende Waldbreitbach für 10 Jahre der Ballei (nächsthöhere Verwaltungseinheit) Koblenz des Deutschen Ordens, die dafür an den Hochmeister in Mergentheim jährlich 1.000 Reichstaler zahlen muss.
Auch die dem Orden anvertraute Kirche leidet: nach mutmaßlich kriegerischer Zerstörung wurde sie über Jahre nicht mehr als Kirche genutzt (profaniert) und erst im Jahr 1615 wieder geweiht. Wohl spätesten 1650 gibt der Deutsche Orden den Seelsorge-Dienst in der Pfarrei an Weltgeistliche ab. Nach schwierigen Zeiten verzeichnet man im 17. Jahrhundert einen gewissen Aufschwung der Commende Waldbreitbach unter dem Komtur Goswin Freiherr Scheiffart von Merode (gest. 1687). Er ist Komtur seit 1640 wohl bis 1652 und hat ein prächtiges Wappen aus Eichenholz hinterlassen, das 1982 restauriert wurde und sich im Eingangsfoyer der Commende befindet.
Der Neubau der Commende 1703 / 1704
Nach wiederum einer Zeit des Niedergangs übernahm 1680 Wolfgang Philipp Franz Joseph von Vellbrück (Velbrück) das Amt des Komturs in Waldbreitbach. Unter ihm ordnen sich die Verhältnisse wieder. Auch wird er von den Koblenzer Landkomturen unterstützt, dessen Wappen sich damals auch in Mobiliar und Fenstern der Commende wiederfindet. Der wohl nach 1700 verstorbene Komtur Vellbrück setzt noch vor seinem Tod 1695 ein Stiftungsvermögen ein, dessen Zinsen den Commenden Waldbreitbach und Muffendorf zukommen.
Mit diesem Geld ist ein Neubau möglich, so ist die heutige Commende „in denen Jahren 1703 und 1704 von Grundt auff, außerhalb [also auf] deß vom alten hauß gebliebenen Kellers, gebauet worden“. Lange Zeit gehört zur Commende-Anlage auch ein Anfang des 18. Jahrhunderts errichtetes Gehöft mit Scheune, Stallungen Back-, Brau- und Kelterhaus. In den Stallungen Back-, Brau- und Kelterhaus. In den 1720er-Jahren errichtet man als Ersatz für eine Holzumzäunung eine Mauer, von der noch heute Teile in der Vorgartenumfassung stehen.
Zu dieser Zeit gehören auch eine Fischzuchtanlage an dem Bächlein Zeip, damals noch mit vier (heute 3) Weihern, wenige Hundert Meter entfernt, dazu. Das ergibt sich aus einer Karte des Koblenzer Landkomturs von Roll zu Bernau aus dem Jahr 1759 zur „Commende Waldtbreitbach“, in der auch weitere Ländereien, unter anderen Wein- und Obstgärten und der Besitz heimischer Bauern verzeichnet sind.
Die Commende war also bis an Ende des 18. Jahrhundert gut versorgt. Es sollten jedoch schwere Zeiten kommen …