Die zeitweise auf der Neuerburg im Fockenbachtal ansässige Gräfin Mechthildis von Sayn (1203 – 1291), geboren als Mechthild von Landsberg, Gemahlin den Grafen Heinrich III. zu Sayn, stammte aus dem Haus Thüringen. Ihr Großcousin, Landgraf Ludwig IV. von Thüringen, war der Gemahl der später als Heilige verehrten Elisabeth von Thüringen, Tochter des ungarischen Königs Andreas II (daher auch oft Elisabeth von Ungarn genannt).
Mechthild und Heinrich waren freigiebig. Sie stifteten bereits zu Lebzeiten Heinrichs mehrere Klöster, darunter das Kloster Sion in Köln. Schon 1239 veranlassten Sie, dass der dem Kloster Sion zukommenden Zehnte aus der „Pfarr zu Brettbach“ den Brüdern des „Deutschen Haus zu Brettbach“ zukommen solle, die dort „pastores“ seien.
Mechthild blieb nach dem Tod ihres Manns Heinrich (1246) und dem Verlust ihrer kleinen Tochter kaum Vermögen und keine Erben. Das Vermögen sollte nach dem Willen ihres Manns an die Kirche fallen, bis auf die lebenslange Nutzung einiger Besitzungen, darunter die Neuerburg mit dem Kirchspiel Breitbach.
Nach etlichen Klärungen im Zusammenspiel des Trierer Erzbischofs, des Kölner Erzbischofs und der grauen Schwestern aus dem Kloster Sion wurden dem Deutschen Orden in Breitbach schließlich 1250 weitere Zehntrechte und Nutzungen im Neuerburger Land zugesprochen. Das wird in verschiedenen Urkunden 1260, 1261, 1262, 1275 und 1281 nochmals bekräftigt und ergänzt. Damit war die materielle Grundlage für das Bestehen des Deutschen Ordens über Jahrhunderte in Waldbreitbach geschaffen.
Inhalt der Urkunde des Kölner Erzbischofs Heinrich von Hochstaden vom 1. Januar 1261
In Latein (Originalfassung)
conradus dei gratia sancte coloniensis ecclesie archiepiscopus, ytalie archicancellarius.
Dilectis sibi in Christo, magistro et fratibus domus hospitalis sancte Marie Theutonicorum Jerusalemit. salutem in domino.
cum nobilis matrona domina Mechthildis quondam comitissa Seynensis pro utilitate fratrum existentium in Prucia contulerit vobis ius patronatus ecclesie in Brethbach, sicut eadem comitissa nobis referente recepimus, que sita est in dyocesi Treverensi; nos ob specialissimum favorem, quem ad ordinem vestrum gerimus, dictam collationem ratam habemus et gratam. Renuciantes omni iuri, quod in dicta ecclesia posset competere nobis et nostris successoribus
In Deutsch (deutsche Übersetzung)
Conradus von Gottes Gnaden Erzbischof der kölnischen Kirche, Erzkanzler Italiens.
In Christus geliebter, Meister und Bruder des Deutschen Hospiz-Hauses der heiligen Maria in Jerusalem, sei gegrüßt im Herrn.
Einstmals übertrug die edle Dame Mechthildis, die Gräfin zu Sayn war, zum Nutzen eurer in Preußen ansässigen Brüder [des Deutschen Ordens] das Patronatsrecht der Kirche in Brethbach, wie auch die von uns erhaltenen Berichte der Gräfin sagen, welche [Kirche in Brethbach] in der Diözese Trier liegt. Wir befürworten die ganz besondere Gunst, die wir eurem Orden antragen und heißen gut und begrüßen besagte Übertragung. Wir verzichten auf alle Rechte, die wir oder unsere Nachfolger an der besagten Kirche haben könnten.